Wild
Spannungsfelder Tier – Mensch – Natur
Die Moorlandschaft Glaubenberg ist Lebensraum für zahlreiche Wildtiere. Aufgrund unserer Freizeitnutzung sowie der Wald- und Landwirtschaft ergibt sich ein Spannungsfeld. Die Wildtiere brauchen Rückzugsorte, ein reiches Nahrungsangebot und eine geeignete Kinderstube.
Wir Menschen möchten die Natur erleben, gleichzeitig aber den Wald sowie das Kulturland wirtschaftlich nutzen. Diese Ansprüche lassen sich nur bedingt miteinander verbinden. Aufgrund steigender Besucherzahlen in den Naturräumen braucht es Rücksichtnahme gegenüber der Flora und Fauna. Dafür werden Wildruhezonen sowie der Naturschutzzonen ausgewiesen.
Wild in der Moorlandschaft

Kantonale Wildruhezone
Wichtige Lebensräume wie Wintereinstands-, Aufzucht- und Brutgebiete gilt es vor Störungen durch das Ausüben von Sport- und Freizeitaktivitäten zu schützen. Dafür gibt es die kantonalen Wildruhezonenn. In der Moorlandschaft befinden sich 10 Wildruhezonen, sieben davon mit Geltungsdauer 1. Dezember bis 15. Juli, drei mit Geltungsdauer 1. Dezember bis 30. April.
Ruhe ist vor allem im Winter wichtig, da die biologischen Funktionen der Wildtiere in dieser Zeit auf ein Minimum reduziert sind. Jede Flucht bedeutet für die Tiere einen grossen Energieverlust, den sie im Winter aufgrund des eingeschränkten Futterangebots nicht wieder aufholen können. Dies kann lebensbedrohlich sein. Durch das Einhalten der Regeln helfen wir Menschen den Wildtieren, den Winter zu überstehen. Insbesondere für Wintersportler ist es wichtig, die Wildruhezonen zu kennen und zu respektieren.

Woran stört sich Wild?
Generell ist davon auszugehen, dass Wildtiere den Menschen als etwas fremdes und bedrohliches wahrnehmen. Unser Verhalten ist für Tiere unberechenbar. Sie können sich nicht an uns Menschen gewöhnen.
Besonders störend sind:
Lärm
Unbekannte Geräusche lösen bei Wildtieren rasch Stress aus.
Hunde
Sie werden von Wildtieren als Gefahr beurteilt. Menschen in Begleitung von Hunden werden als grössere Bedrohung wahrgenommen, auch wenn sie an der Leine geführt werden.
Überraschende Störung
Die Wildtiere passen ihr Verhalten in Raum und Zeit an regelmässige Störungen an. Wenn jedoch jemand unerwartet in ihr Ruhegebiet eindringt, wird dadurch eine Stressreaktion, wie Flucht, ausgelöst.
Nächtliche Aktivitäten
Störungen während der Nacht schränken den Lebensraume noch mehr ein. Nächtliche Aktivitäten u.a. mit Beleuchten wie Stirnlampen, sind zu vermeiden.

Verhalten in der Naturschutzzone
Die Naturschutzzone Hinteregg-Andresen erstreckt sich vom Langisparkplatz bis zum Fröschenseeli und ist das meistbesuchte Gebiet in der gesamten Moorlandschaft. Besucherinnen und Besucher können in diesem Gebiet Hoch- und Flachmoore auf schönen Wanderwegen erleben.
Wie in Naturschutzzonen üblich, gelten hier gewisse Regeln, wie zum Beispiel die Hundeleinepflicht und das Weggebot. So bleiben die wertvollen Naturwerte des Gebiets auch für künftige Generationen erhalten.
Tiere auf dem Glaubenberg
Alpenschneehase
Lepus timidus
Der Alpenschneehase findet in Obwalden nach wie vor gute Bedingungen vor. Sein Lebensraum befindet sich im Winter ab 800 M. ü. M. aufwärts in lichten Wäldern und im Sommer auf offenen Flächen bis über die Baumgrenze hinaus. In den Grenzbereichen der Lebensräume beider Arten kommen auch Kreuzungen zwischen Feld- und Schneehasen vor. Im Winter reagiert auch der Schneehase empfindlich auf Störungen durch Schneesportler, denn eine Flucht verzehrt unnötig viel wertvolle Energie. Die Spuren seiner Bewegungen sind vor allem im Winter in der gesamten Naturschutzzone verteilt, oft in Begleitung einer Fuchsspur… Häslein nimm dich gut in Acht, sonst droht grässlich Ungemach!

Alpenschneehuhn
Lagopus muta
Über der Baumgrenze der Moorlandschaft ist der Lebensraum dieser taubengrossen Raufusshühner. Das Federkleid der Tiere passt sich den jahreszeitlichen Farben ihres Lebensraums an, so dass sie gut getarnt sind. Vom gefleckten Sommerkleid geht es im Herbst in das voluminösere und besser isolierte weisse Winterkleid. Sogar die Füsse werden dichter befiedert, damit der Gang über den Schnee einfacher wird. Da sie sich vorwiegend von Knospen, Samen und Insekten ernähren, ist auch für sie die Wintersaison die kritischste Zeit, während der sie ihr Energiehaushalt herunterfahren müssen. Die Tiere lassen sich in Höhlen einschneien und überstehen so Kälte und Wind. Werden die Tiere aus diesen isolierten Höhlen gejagt, droht ihnen der Tod.

Auerhuhn
Tetrao urogallus
Die bodenbrütenden Tiere sind äusserst störungsempfindlich. In der Schweiz gibt es nur noch wenige hundert Auerhühner. Daher stehen die Tiere unter eidgenössischem Schutz. Heimisch ist diese stark gefährdete Art auch hier bei uns im Kanton Obwalden. Die Tiere stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie bevorzugt strukturreiche Nadelbaumwälder mit dichter Bodenvegetation aus überwiegend Heidelbeergewächsen. Zudem müssen genügend Nahrung, Platz für die Balz und deckungsreiche Stellen als Brutplätze vorhanden sein. Solche Orte finden sich vor allem in höheren Lagen in den Wäldern der Moorgebiete, wovon es in Obwalden einige gibt. Eine Störung kann im Winter sowie in der Brutzeit ein Todesurteil sein. Die Tiere können erfrieren oder an Schwäche sterben. Muss eine Henne während der Nistphase, fliehen dauert es bloss zwanzig Minuten, bis die die Küken wegen Unterkühlung sterben. Es ist somit immens wichtig, sich an Wildruhezonen, Routenvorgaben und Hundeleinepflicht zu halten, wenn man sich in den Wäldern der Moorlandschaft Glaubenberg bewegt.

Birkhuhn
Lyrurus tetrix
Birkhühner sind kleiner und flugfähiger als Auerhühner. Während man die Hähne bei Gelegenheit vielleicht bei der Frühlingsbalz hören oder gar beobachten kann, sind Beobachtungen mit Hennen äusserst selten. Sie tarnen sich äusserst gut im hohen Gras oder im Unterholz und fliehen erst, wenn man schon relativ nahe ist. Als spezialisierte Bodenbrüter sind auch sie auf ruhige und strukturreiche Lebensräume angewiesen.

Dachs
Meles meles
Der Dachs kommt auch in der gesamten Moorlandschaft vor. Er hat lange Krallen, welche er als Grabwerkzeug einsetzt. Er wühlt im Boden nach Mäusen, Larven und Würmern. Er legt sich auch einen Bau mit zahlreichen Korridoren und Räumen an. Allerdings kommt es vor, dass er nicht der einzige Bewohner dieses Baus bleibt. Oft zieht auch der Fuchs zur Untermiete ein. In dieser Art von Wohngemeinschaft herrscht sogenannter Burgfrieden. Im Winter hält der Dachs die Winterruhe vor allem in seinem Bau. Nur sporadisch verlässt er diesen, um zu koten oder sich zu waschen.

Fuchs
Vulpes vulpes
Zu den Bewohnern der Naturschutzzone Hinteregg-Andresen zählt unter anderem auch der Fuchs. Nicht selten kann man Spuren des kleinen roten Jägers sehen, wie sie den Hasenspuren folgen, welche die Naturschutzzone durchqueren. Der Fuchs ist im Winter praktisch gleich aktiv wie im Sommer, nur sein Fell passt er der kalten Jahreszeit an: das dichte und lange Haar schützt all seine lebenswichtigen Organe. Nur an den Beinen bleibt das Haar kurz, damit sich der Schnee darin nicht verklumpen kann und seinen Gang behindert.

Gämse
Rupicapra
Wie Reh, Hirsch, Wildschwein und Steinbockwild, waren auch die Gämsen Mitte 19. Jahrhundert stark dezimiert oder regional ganz ausgestorben. Heute kommen die Tiere wieder zahlreicher vor. Um den aktuellen Bestand zu schützen bestehen Wildruhezonen, wie diejenige auf dem Glaubenstock. Die Alpenfelder sind sonnenausgerichtet, was dazu führt, dass die Tiere dort auch im Winter etwas Raufutter finden und sich danach wieder in den Wald zum Schutz und zur Ruhe zurückziehen können.

Luchs
Lynx
Im 19. Jahrhundert war der Luchs in der Schweiz ausgerottet. Nach alten Quellen wurde der letzte Luchs im Kanton Obwalden 1781 erlegt. Als erster Kanton der Schweiz setzte Obwalden 190 Jahre nach der Ausrottung Luchse aus. Dies geschah am 1. April 1971, als im eidgenössischen Jagdbanngebiet Huetstock ein Luchspaar in die Natur entlassen wurde. Der Bestand hat sich inzwischen etabliert. Die einzelgängerisch lebenden Luchse beanspruchen sehr grosse Aktionsräume (90–150 km2). Als Überraschungsjäger sind sie auf deckungsreiches Gelände angewiesen. Sie ernähren sich vorwiegend von Rehen und Gämsen. Somit profitiert auch der Luchs von ruhigen Wäldern, wo er seiner Beute auflauern kann und sich nicht um Störungen durch den Menschen sorgen muss.

Rothirsch
Cervus elaphus
Der Rothirsch wanderte ab 1870 aus Österreich wieder in die Schweiz ein. Heute bewohnen die rund 35 000 Tiere wieder weite Teile des Landes. Das grösste einheimische Säugetier wandert saisonal von den Sommereinstandsgebieten in den höheren Lagen in die Wintereinstandsgebiete, welche sich meist in Talnähe befinden. Der Rothirsch ist ein sehr anpassungsfähiges und intelligentes Säugetier, welches meist scheu ist und ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat. Deshalb reagiert er auch stark auf menschliche Störung.

Wolf
Canis Lupus
Im Jahr 1833 wurde der letzte Wolf im Kanton Obwalden erlegt. Seit 1995 wandern immer wieder Wölfe in die Schweiz ein, von denen seit 2008 einzelne Tiere auch den Weg nach Obwalden finden. Wölfe sind Rudeltiere, treten aber vor der Rudelbildung einzeln auf. Der Wolf ernährt sich hauptsächlich von Rehen, Gämsen und Hirschen. Da der Wolf als Nahrungsopportunist aber auch Haustiere nicht verschmäht, kommt es immer wieder zu Rissen von Nutztieren. Der Herdenschutz wird somit unverzichtbar, um ein Nebeneinander von Wolf und Mensch zu ermöglichen.
